Fragen an Wolf S. Dietrich

 

Wie kamen Sie zu dem Entschluss, regionale Kriminalromane zu schreiben? Hatten Sie erst die Idee, einen Regionalkrimi zu schreiben und wählten daraufhin den Ort? Oder wollten Sie etwas über eine bestimmten Ort schreiben und wählten daraufhin das Genre Regionalkrimi? 

Die Anregung kam von meinem Verleger. Er hat mich über das Internet ausfindig gemacht und und mir vorgeschlagen, einen Göttingen-Krimi zu schreiben. "Grobecks Grab" war unerwartet erfolgreich, so dass ein neues Projekt - diesmal bezogen auf die Nachbarstadt Kassel - geradezu auf der Hand lag. Zumal sich mit der öffentlichen Diskussion um den Flugplatz Calden ein regionaler thematischer Hintergrund anbot.

  

Haben Sie im Vorfeld andere Regionalkrimis gelesen, um sich einen Einblick in das Genre zu verschaffen?

Nein. Zwar waren mir einige Krimis bekannt, aber die hatte ich bis dahin nicht als Vertreter eines Genres wahrgenommen, sondern "nur" als spannende und unterhaltende Lektüre erlebt.

 

Was empfinden Sie als das Besondere an regionalen Kriminalromanen?

Das Besondere am Regional-Krimi ist die Möglichkeit für Leserinnen und Leser, sich stärker mit dem Geschehen zu identifizieren, als sie es bei einem Stoff könnten, der in einer völlig fremden Umgebung angesiedelt ist. Wer vertraute Straßen, Plätze und Institutionen wiedererkennt, ist sofort mitten im Geschehen und kann den Protagonisten auf Schritt und Tritt folgen, kann sogar erkennen, wenn eine Figur einen falschen Weg einschlägt oder mit Umständen Erfahrungen macht, die den eigenen entsprechen.

 

Wie können Sie sich die Nachfrage nach Regionalkrimis erklären?

Wiedererkennungseffekt und Identifikationsmöglichkeiten machen den Reiz dieses Genres aus. Vielleicht auch das Gefühl, dass die Figuren Freunde oder Bekannte, Nachbarn oder lokal Prominente sein könnten.

 

Werden Sie von Lesern wegen Ihres Romans kontaktiert?

Ja. Zum Beispiel mit der Aufforderung, mich dieses oder jenes Skandals anzunehmen. Oder mit dem Vorschlag, selbst Erlebtes zu einem Roman zu verarbeiten. Darüber hinaus mit Hinweisen auf (tatsächliche oder - häufiger - vermeintliche) Fehler. Und natürlich mit Rückmeldungen über spannende Unterhaltung oder gar Begeisterung und der Frage nach dem Erscheinungstermin des nächsten Krimis.

 

Werden Sie auch weiterhin Regionalkrimis schreiben?

Ja - so lange mir noch etwas einfällt und ein Verlag meine Texte nimmt.

 

Was verbinden Sie mit den Aussagen "Der Regionalkrimi ist eine neue Form der Heimatliteratur!" oder "Regionalkrimi als Autoatlas"?

Heimatliteratur klingt ein wenig nach Schmonzette. Vieles, was dem Genre zuzuordnen ist, überschreitet die Grenze zum Kitsch und dient in erster Linie lokalpatriotischer Verherrlichung. Andererseits gehört es zum Wesen jeglicher Regionalliteratur, also auch des Regionalkrimis, dass sie wohnortbezogene, damit für manche Leser(innen) auch heimatliche Elemente enthält. Da diese aber auch kritisch sein können, dürfte der Regionalkrimi kaum als Heimatliteratur im Sinn lokalpatriotischer Lobpreisung angesehen werden können.

Ein Autoatlas ist ein praktisches Navigationssystem für Motorisierte. Zu dieser Funktion kann ein Regionalkrimi wenig beitragen. Da es aber Leser(innen) gibt, die gern die Schauplätze von Romanen aufsuchen, mag auch der eine oder andere Kriminalfall zum Ziel werden, das man - eventuell mit Autoatlas - ansteuert.

 

Wie lange schreiben Sie an einem Kriminalroman?

Sechs Monate arbeite ich am Manuskript. Anschließend benötige ich vier bis sechs Wochen für die Überarbeitung, überwiegend mit Hilfe des Lektorats. Dann sorgt der Verlag für ein Cover und die Druckvorbereitung. Schließlich ist die Druckerei am Zug.

Vom ersten Satz bis zur Auslieferung an den Buchhandel vergehen insgesamt neun Monate.

 

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